So zeitig begann die Klettersaison für mich noch nie, doch es wurde ein Start, der auf eine großartige Saison hoffen läßt. Noch am letzten Mittwoch haben wir bei Aldo mit Wiese und Peter die neuen Alpenvereinsmitgliedsausweise für unsere 230 Vereinsmitglieder kuvertiert und frankiert, da warf Aldo in den Raum doch am Wochenende zum Eisklettern in die Sächsische Schweiz zu fahren. Also schnell bei unserer Lieblingsherberge "Am Weinberg" angerufen, von Freitag bis Sonntag ein Zimmer klar gemacht und schon saßen wir Freitag Abend zu 4. (Christiane, Aldo, Wiese und ich) im gut geheizten Gastraum der Pension.

Copyright Dirk Fechner Das Bielatal wurde zuerst ausgewählt, hier sollten wir kurze und abgestufte Eishänge vorfinden, genau richtig Copyright Dirk Fechner für meine ersten Gehversuche mit Eisgeräten und Steigeisen. Zwar hatte ich schon einige Erfahrung mit Steigeisen und Pickel in den Alpen gesammelt, jedoch noch keine senkrechten Wasserfälle bestiegen. Aldo erklärt mir noch kurz die Handhabung der Eisgeräte und dann ging es bereits los.
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In der Nahaufnahme (Bild links) schön zu erkennen, im unteren Bereich ist behutsam anzutreten, um die schlanken Eissäulen nicht gleich "wegzutreten". Copyright Dirk Fechner Und siehe da, es geht!! Die Frontzacken greifen auch, ohne diese mit Schwung reinzuhacken.

Aldo sichert mich gerade im leicht liegenden Teil (rechtes Bild), als sich Christiane dazu gesellt. Sie wurde prompt des Platzes verwiesen, denn ab und zu fallen auch mal ein paar Eisbrocken herunter, die durchaus schmerzhafte Treffer verursachen können.

Also MERKE: In der Kletterlinie hat niemand etwas zu suchen und schon gar nicht ohne Helm!

So! Das war die Pflicht, es folgt die Kür. Ich habe mich sehr wohl gefühlt und wollte natürlich auch gleich mal einen Vorstieg versuchen. Copyright Dirk Fechner Dazu befand sich etwas weiter rechts von uns ein ideales Übungsgelände. Ein dicker, leicht liegender Eispanzer, Copyright Dirk Fechner etwa 5-6m hoch sollte für den Anfang genügen.

Gleich zu Beginn wird die erste Eisschraube gesetzt. Gern hätte ich sie etwas höher platziert, doch bringt man dann nicht den nötigen Druck auf, um sie zu versenken. Gemäß dem Rat von Aldo, dann doch lieber in Hüfthöhe. Im rechten Bild kann man sogleich die Folgen der niedrig gesetzten Sicherung betrachten. Nur 2 bis 3 Schritte nach oben und schon steht man über der soeben gelegten Sicherung. Letztlich führte dies dazu, dass ich auf den 5 m Kletterstrecke gleich mal 3 Eisschrauben gesetzt habe. Das Anlegen der Sicherung gehört übrigens zu den anstrengensten Aktivitäten beim Eisklettern.

Nun waren wir gerüstet und wollten uns größeren Aufgabe stellen. Copyright Dirk Fechner Da sich Aldo gut auskennt zogen wir in den Uttewalder Grund um. Dort sollte ein Wasserfall von 25 m Höhe auf uns warten, der zwar sehr selten komplett einfriert, doch bei der andauernden Kälte der letzten Wochen begehbar sein könnte. Copyright Dirk Fechner Doch zuvor sind wir noch in das Gasthaus Waldidyll im Uttewalder Grund eingekehrt und haben uns mit Wildschweinknacker (...hmmm lecker) gestärkt und einem Heißgetränk aufgewärmt.

Jetzt geht es los! Alpenkletterer werden vermutlich lachen, doch ich hatte 200 Puls und 4 Eimer Adrenalin im Blut. Erstmal vom Boden abheben, ordentlich hinstellen und die Nerven beruhigen. Eisschrauben hatte ich von Aldo bekommen, jedoch nicht genug um alle 2 m eine Sicherung zu legen. Das hätte wohl auch zu lange gedauert. Copyright Dirk Fechner

Der Puls ging nach etwa 10 min auf 197 runter, Zeichen zum Aufbruch! Die Eisgeräte ordentlich gesetzt und schon kehrt das sichere Gefühl der Nachstiege vom Vormittag zurück. Copyright Dirk Fechner Ein kleiner Schritt (Bild links) für einen Menschen, doch ein großer nach oben oder so ähnlich.

Auf dem Bild rechts ist der erste Absatz gemeistert. Puls nun nur noch bei 192, Atmung flach im gleichen Rhythmus, es beginnt Spaß zu machen. Copyright Dirk Fechner

Und dann war es nur noch schön, Eisgeräte setzen, Füße nachholen, stehen, Eisgeräte setzen usw. in (gefühlten) wenigen Minuten habe ich etwa 10 m geschafft und Aldo mahnt mich, doch mal ein Eisschräubchen zu versenken.

Gesagt - getan. Noch einen Schritt, dann Schraube rein und Exe klinken. Copyright Dirk Fechner

Auf dem Bild rechts unten ist, sofern per Klick vergrößert, die Sicherung erkennbar. Der folgende Absatz ist nicht leicht zu überwinden. Mit Steigeisen auf flachem Gelände aussteigen ist ähnlich dem Reibungsklettern, schön den Schwerpunkt über den Füßen halten, doch wie auf dem Bild zu sehen ist, stört dort ein quer gewachsener Baum. Da habe ich dann doch zur Nervenstärkung noch eine Schraube "verbraten".

Oben angekommen war ich natürlich stolz wie ein Ritter und die Aktion hat doch etwas länger gedauert als gedacht. So folgte nach Wiese noch Aldo, der bereits im Dämmerlicht eingestiegen ist. Copyright Dirk Fechner Das Blitzlich ließ nur Fotos im unteren Bereich der Kletterpassage zu. Dennoch wenigstens ein Kletterbild vom Initiator dieser wunderschönen Kletterfahrt.

Am liebsten wäre ich gleich am folgenden Wochenende in die Alpen gefahren, um mal einen "richtigen" Wasserfall zu klettern, das hat aber noch ein wenig Zeit. Einen großen Dank an Aldo für diese tolle Erfahrung und ein richtig geiles Wochenende.

Am Sonntag ging es noch ins Brandgebiet, wo am Eingang zum Bärengarten zahlreiche Eisfalle zu finden sind, jedoch auch viele Freunde dieser Kletterart, so dass wir gleich weiter gezogen sind, um die Brandpyramide zu klettern, die bei reichlich Schnee / Firn auch im Winter gehen soll. Dort angekommen mussten wir feststellen, dass dieser Winter keine Begehung zulässt und ließen den Sonntag mit einer Wanderung zur Brand-Baude ausklingen.

Das machen wir in 14 Tagen gleich wieder... ;-)