Obwohl ich noch einige Berichte aus diesem Jahr schuldig bin, muss ich diesen hier vorziehen. Ein so tolles Kletterwochenende mit nur einem einzigen Weg und einer Wetterlage, die als alles andere, nur nicht als Kletterwetter bezeichnet werden kann, bescherte uns trotzdem ein vorweihnachtliches dümmliches Grinsen ins Gesicht, dass wir das ganze Wochenende nicht mehr losgeworden sind. Aldo und ich haben nach längerer Pause ein gemeinsames Wochenende beschlossen und trafen uns Freitag in Mittelndorf in unserer Stammherberge "Am Weinberg"

Copyright Dirk Fechner

Carmen wollte bei diesen Temperturen auf keinen Fall klettern, dennoch wollten wir ja zusammen etwas unternehmen und dann hatte Aldo die prächtige Idee den Weihnachtsmarkt auf der Festung Königstein zu besuchen, Carmen auf dem "Normalweg" und wir wollten über den Abratzkykamin IV uns den Glühwein redlich verdienen.

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Auf dem Bild rechts bin ich gerade an einer Sanduhr angekommen und bastele gerade mit kalten Fingern an der ersten Sicherung. Der Einstieg sah etwas grün, kalt und abweisend aus, was mich letztlich 2 Versuche gekostet hat, um auf den Vorblock bis zum Ring zu kommen.

Wir wollten uns den Vorstieg teilen, da Aldo nun mal ein sehr guter Kaminkletterer ist, was man von mir nicht behaupten kann. So stand mir der erste und der letzte Abschnitt zu und Aldo sollte die beiden Kamine meistern. Copyright Dirk Fechner Auf dem 3. Bild hat Aldo es auch fast geschafft und den doch etwas moralischen Teil zügig hinter sich gebracht.

Er hat sich übrigens mit dem Rücken an den Pfeiler gelegt und die Tritte gegenüber genutzt, während ich mich mehr oder weniger hochgeschubbert habe. Wenn es nicht so grün wäre, könnte man auch direkt außen auf dem Pfeiler klettern. Die Bilder hat Carmen geschossen, die das Treiben vom sicheren Boden aus betrachtet hat. Beide auf dem Pfeiler angekommen, hatten wir nun genug Mut gesammelt, um auch den Rest des Weges anzugehen und so begab sich Carmen mit dem Fotoapparat auf dem Wanderweg in Richtung Königsspitze, wo sie uns dann erwartete.

Der erste Kamin ist leicht bogenförmig und war für mich eine echte Schinderei. Etwa in der Mitte des Weges wartet noch eine schöne Überraschung auf den Vorsteiger, genau in der "Ideallinie" klemmt ein Block, auf dem sicheren inneren Weg (rechts vom Block) passt man nicht durch, also außen herum und dabei gerät man dann schon sehr dicht an die Kaminkante in luftiger Höhe. Dafür bietet der Klemmblock eine gute Sicherungsmöglichkeit, dazu eine lange Schlinge mitnehmen.

Copyright Dirk Fechner Am Ende des ersten Kamins wartet dann ein senkrechter zunächst sehr glatt erscheinender Kamin der sich aber gut auflöst, sofern man den Rücken an die richtige Wandseite (in Richtung Königsspitze) legt.

Auf dem Bild rechts kann man schon Aldos Kopf erkennen, schaut mal unter den Bogen der Festungsmauer, da lugt er um die Ecke. Copyright Dirk Fechner Nach dem wir uns ins Gipfelbuch eingetragen hatten, war ich wieder an der Reihe. Mehr als vorsichtig biege ich auf der schmalen Kante um die Mauerecke, wir wollten ja mal schauen, was der alte Schornsteinfeger so gesehen hat.

Ja! Das sieht ängslich aus, ja, es ist luftig und ja, kalt wars auch. Der Mauerausstieg geht am besten über die zweite abgestufte Zinne der Mauer. Dennoch hier der Hinweis, dass der Ausstieg über die Festungsmauer nicht gestattet ist, wobei der Weg ja nur als Begangen gilt, wenn er nach dem Vorbild von Sebastian Abratzky ausgeführt wird. Oder man bildet mit nachbearbeiteten Bilder den Ausstieg einfach nach, dass wäre ja theoretisch auch möglich. Zumindest sollte man so fair sein und den Eintriit bezahlen!


Schnell sammelten sich Schaulustige an und und wir beeilten uns mächtig auf den sicheren Boden zu gelangen. Die nachfolgenden 3 Bilder vom Ausstieg auf die Festungsmauer. Wobei Aldo hier den kürzesten Weg nimmt, diese Nische zwischen den Zinnen ist im Vorstieg nicht zu machen, wie schon erwähnt noch eins weiter, doch am straffen Seil kein Problem.
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Copyright Dirk Fechner Da standen wir nun grinsend auf der Festung Königstein. Unsere Bekleidung passte überhaupt nicht zu den ansonsten so festlich gekleideten Besuchern, wir waren dreckig wie die Schweine aber glücklich.

Dann ging es sofort zur Feuerzangenbowle, die hatten wir uns schließlich wirklich verdient. Es ist schon ein komisches Gefühl zwischen so vielen Leuten herumzulaufen und zu wissen, wir haben die Festung erobert. Copyright Dirk Fechner

Also, schaut beim nächsten Weihnachtsmarktbesuch auf der Festung Königstein mal genau hin! Alle die mit einem dämlichen Grinsen im Gesicht dort rumrennen, könnten auch durch den Abratzykamin gekommen sein, sehr weihnachtlich eben.

Meine ersten Worte nach dem Erreichen der Abseilöse waren: "Nie wieder werde ich diesen Weg klettern"... Mal schauen, nächstes Jahr ist ja wieder Weihnachtsmarkt...